Fahrrad-Rundtour um Herten ...
... zu den Sehenswürdigkeiten und grünen Ecken meiner Heimatstadt im nördlichen Ruhrgebiet.

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zu "Themengebiete"...

Beschreibung

Diese Route ist mein Rundkurs um Herten, den ich z. B. gern einmal am Wochenende fahre. Die Tour führt zu den wichtigen Sehenswürdigkeiten meiner Heimatstadt im nördlichen Ruhrgebiet. Man sollte sich ausreichend Zeit nehmen, die Route in Ruhe zu erkunden und einige Zwischenstopps einzulegen. Vielerorts gibt es außerdem die Gelegenheit zu rasten oder einzukehren. Es geht vorbei an alten Schachtanlagen, zwei Wasserschlössern, einem Fachwerkdorf, Bauernschaften mit Hofläden, einer alten Bergarbeitersiedlung, den Wassertürmen und vielem mehr. Zum Schluss lohnt der Aufstieg auf die Halde Hoheward. Die ca. 100 Höhenmeter kann man zu Fuß über die Himmelsleiter (Treppe) oder auch sportlich mit dem Rad nehmen. Die Belohnung ist ein spektakulärer 360°-Ausblick über das gesamte nördliche Ruhrgebiet. Die Tourbeschreibung unten gibt jeweils in wenigen Sätzen einige Informationen zu den Sehenswürdigkeiten und interessanten Zwischenstopps. Der Routenverlauf selbst kann der Karte entnommen werden. Außerdem steht eine GPX-Datei zum Download bereit. Obwohl Herten eine Stadt im Kohlenpott ist, geht es fast nur durchs Grüne. Auch das ist typisch Ruhrgebiet, - dass man durch Grünzüge und über Bahntrassen fern vom Autolärm wunderbar radeln kann.

Route

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Karte Hertenrunde

Routenkarte: Bitte in die Karte klicken für eine interaktive Darstellung!

Hauptroute mit dem Rad: ca. 35 km
Aufstieg Halde Hoheward: ca. 100 Höhenmeter, z. B. zu Fuß via Himmelsleiter (Treppe)

GPX-Datei

GPX-Datei herunterladen:
(Fahrrad-Rundtour_um_Herten.gpx)

Sehenswürdigkeiten und Zwischenstopps

(Die in Klammern angegebenen Nummern sind in der interaktiven Karte wiederzufinden. Die Nummerierung entspricht der Reihenfolge auf der Route. Mit „S“ markiert sind Hertens Haupt-Sehenswürdigkeiten – die Zeche Ewald, das Schloss Herten, das alte Dorf Westerholt mit Wasserschloss, die Wassertürme und die Halde Hoheward - , mit „Z“ markiert sind kleinere Zwischenstopps.)

Startpunkt ist die Touristeninformation (S1/Z1) in der ehemaligen Lohnhalle des Bergwerks Ewald (Link auf die Website des RVR). Hier befindet sich auch die kleine Ausstellung „Neue Horizonte“. Sie informiert über die Horizontbögen und die Sonnenuhr – die weithin sichtbaren Landmarken auf der Halde Hoheward. Die Rundtour wird am Ende dort hinführen.

Zeche Ewald, Schacht 7

Zeche Ewald, Schacht 7.

Wenige Meter vom Startpunkt entfernt hat man einen Blick auf alle drei Fördertürme der Zeche Ewald (Z2), den Malakowturm von 1888, das Doppelbockfördergerüst von 1955 und das Fördergerüst von Schacht 2 von 1928. Der Doppelbock steht über Schacht 7, dem ehemaligen Hauptförderschacht, mit einer Teufe von ca. 1000 m. Seit 1975 förderte Zeche Ewald Kohle. Zeitweilig arbeiteten über 4000 Beschäftigte auf dieser Schachtanlage. 1990 betrug die Fördermenge 17.527 Tonnen pro Tag. Auf Bergwerk Ewald wurde am 28. März 2000 die letzte Förderschicht gefahren. Heute sind über 20 neue Firmen auf dem ehemaligen Zechengelände ansässig mit zusammen ca. 1000 Mitarbeitern.

Entlang der Entwässerungsachse „Blaues Band“ (Z3) geht es gen Süden. Früher lagen parallel zu dieser Achse zahlreiche Eisenbahngleise der "Zechenbahn", die die Kohlen abtransportierte. Die Ruhrkohle AG verfügte über ein eigenes Werksbahnnetz, das das Ruhrgebiet durchzog. Auf vielen der alten Zechenbahntrassen liegen heute Radwege auf denen die Sehenswürdigkeiten des Ruhrgebiets - insbesondere die Highlights der Route Industriekultur - ideal mit dem Fahrrad erreicht werden können. „Eisenbahnradeln“ ist zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung im Ruhrgebiet geworden. Auch die Hertenrunde folgt nun zunächst einer dieser Werksbahntrassen in Richtung Westen.

Pegelstangen Emscherbruch

"Pegelstangen" zeigen das Ausmaß der Bergsenkungen seit ca. 1980.

Nach Querung der Ewaldstraße über die ehemalige Eisenbahnbrücke befindet sich sehr bald auf der linken Seite eine zumeist wassergefüllte Senke. Der Wald ist an dieser Stelle abgestorben. Einige Baumruinen ragen in die Höhe. Gen Süden erstrecken sich hier die von Natur aus feuchten Wälder des Emscherbruchs. Der Emscherbruch wurde früher im Süden regelmäßig großflächig von der Emscher überflutet. Einst befand sich hier auch ein Wildbahngestüt, in dem die sog. Emscherbrücher gezüchtet wurden, eine sehr ursprüngliche Pferderasse. Die Begradigung der Fließgewässer und die Trockenlegung der Wälder ließen diese Bruchlandschaft weitgehend verschwinden. Bergbaubedingte Senkungen der Erdoberfläche – Bergsenkungen (Z4) - führten später örtlich zu einer Überstauung des Geländes mit Wasser und zum Absterben des Waldes. Da der Steinkohleabbau im nördlichen Ruhrgebiet in mehreren hundert Metern Tiefe unter einem mächtigen Deckgebirge aus taubem Gestein stattfand, konnten die ausgekohlten Hohlräume ohne Verfüllung hinterlassen werden und verstürzen. Dies führte zu großflächigen Senkungen der Landschaft. Westlich des abgestorbenen Waldes zeigen „Pegelstangen“ die Höhe der Erdoberfläche ca. im Jahre 1980 an. Seitdem hat sich das Gelände etwa um die Höhe des Bahndammes gesenkt. 150 Millionen Tonnen des tauben Gesteins aus dem Untergrund bilden dagegen nun die Halde Hoheward, auf der sich die Horizontbögen befinden, und weitere 34 Millionen Tonnen die Halde Hoppenbruch mit dem Windrad. Unregelmäßige Bergsenkungen führten beispielsweise zu Rissen in Gebäuden und zur Schräglage von Häusern (zu sehen z. B. nahe der Kreuzung auf der Ewaldstraße unmittelbar nördlich der A2 beim Vergleich der Fassaden mit der geraden Gartenmauer). Infolge der Bergsenkungen fließen Bäche nicht mehr ab und müssen in die Emscher gepumpt werden.

Weiter führt der Weg zum Ewaldsee (Z5), einem Abgrabungsgewässer, das durch den Bau der A2 entstand. Die Zeche nutze den See als Kühlwasserreservior. Mit etwas Glück kann der Eisvogel beobachtet werden. Auf der Insel befindet sich eine Graureiherkolonie und trocknen Kormorane ihre Flügel.

Köttelbecke

Diese "Köttelbecke" wird bald ein naturnaher Bach sein.

Nach einer kurzen, unschönen Straßenpassage erreicht man den Hertener Schlosswald. Wer mag kann hier leicht abkürzen (siehe Karte). Die Hauptroute führt vorbei an einer großen Baustelle der Emschergenossenschaft (Z6). Im Zuge des Abteufens der Zechen und der Industrialsierung wuchsen die Bevölkerung und die Siedlungsfläche im Ruhrgebiet rasant. Abwässer wurden ungeklärt in die Bäche und in die Emscher eingeleitet. Die zunehmende Flächenversiegelung rief bei Starkniederschlägen große Überschwemmungen mit verschmutztem Wasser hervor. Die unhygienischen Verhältnisse führten zu Epidemien von Cholera, Typhus und Ruhr. Um dieser Problematik zu begegnen, wurde 1904 die Emschergenossenschaft gegründet an der Gemeinden, Zechen und Fabriken beteiligt waren bzw. sind. Die Emschergenossenschaft trieb den Ausbau der Emscher und ihrer Zuläufe als Betonrinnen voran. Eine unterirdische Abwasserführung erschien aufgrund zu erwartender Schäden durch Bergsenkungen unmöglich. Mit dem Ende des Bergbaus und der Senkungen wurde beginnend von der Quelle in Dortmund mit der Renaturierung der Emscher auf 85 km Länge sowie ihrer Zuläufe begonnen. Insgesamt geht es um Fließgewässerläufe mit einer Gesamtlänge von 240 km. Vier neue Klärwerke werden errichtet und ein über 51 km parallel zur Emscher verlaufender Abwasserkanal, teils mit zwei parallelen Röhren. Mit dem Fortschreiten der Arbeiten erfolgt auch die Renaturierung der zufließenden Bäche, wie derzeit hier am Holzbach.

Der Weg führt vorbei an der Sumpflandschaft eines weiteren Bergsenkungsgebiets (Z7), quert erneut die Baustelle der Emschergenossenschaft und führt zurück in den Hertener Schlosswald sowie zur Kunstachse „Burgenland“.

Burgenland Burgenland

Kunstachse "Burgenland".

Die Kunstachse „Burgenland“ (Z8) wurde im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres RUHR.2010 vom Künstler Nils Udo geschaffen und verbindet räumlich und zeitlich die Bergbaulandschaft des Landschaftsparks Hoheward mit dem historischen Schlosspark Herten. Auf Erdhügeln befinden sich jedoch keine Burgen, sondern Miniaturzechen aus Stahl. Die Kunstachse führt dem Betrachter die Veränderung der Naturlandschaft durch den Menschen vor Augen.

Schloss Herten

Schloss Herten.

Nach einigen 100 Metern wird das Schloss Herten (S2/Z9.1) mit der umgebenden historischen Parkanlage erreicht. 1376 erstmals urkundlich erwähnt, bestand das Schloss zunächst aus einem Wehrturm im Nordosten der heutigen Anlage. Seit 1529 war es Sitz der Grafen von Nesselrode, die es zur vier-flügelige Wehranlage ausbauten. Zahlreiche Mitglieder des Hauses Nesselrode waren kurkölnische Statthalter im Vest Recklinghausen, das zum Herrschaftsbereich der Erzbischöfe von Köln gehörte. Nach Brand und mehreren Umbauten, z. B. dem Bau eines Barocksaals, dem Abtragen des Südflügels und der Anlage einer Galerie im Innenhof, erhielt das Schloss seine heutige Form. Seit 1920 war es nicht mehr bewohnt, verfiel und wurde schließlich durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe gekauft und wiederhergestellt.

Der Schlosspark wurde 1680 als Barockgarten angelegt. Aus dieser Zeit stammen die Barockwiese (Z9.2), die ehem. Orangerie (Z9.5), der Theaterplatz (Z9.6), das Tabakhaus (Z9.7) sowie die Alleen und Plätze, etwa der Herkulesplatz (Z9.8) (Im Sommer steht hier der Eismann.). Zwischen 1814 und 1817 gestaltete der berühmte Gartenarchitekt Maximilian Friedrich Weyhe den Park zu einem englischen Landschaftsgarten um und bezog die westlich gelegenen Wiesen und den südlich angrenzenden Schlosswald in die Parklandschaft mit ein. Von privaten und diplomatischen Reisen brachte die Grafenfamilie zahlreiche exotische Baumarten mit nach Herten, so zum Beispiel den Taschentuchbaum (bei Punkt Z9.4, „Arboretum“). Auf der Narzissenwiese (Z9.3), zwischen Schloss und Orangerie, blühen im Frühjahr über eine halbe Million Exemplare. Die Schlosskapelle (Z9.9) stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde 1908 von Schloss Grimberg nach Herten versetzt.

Die Route führt weiter durch die noch reich gegliederte landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft der „Resser Schweiz“ (Z10) zwischen Resse, Westerholt und Herten, - mit kleinen Gehölzen, Hecken, Kopfbäumen und extensivem Weidegrünland. Hier ist auch der Steinkauz (Z11) zu Hause. Diese kleine Eule hat in der Westfälischen Bucht und am Niederrhein einen Verbreitungsschwerpunkt. Der Steinkauz geht gern im kurzrasigen Weidegrünland am Boden auf Jagd nach Kleinsäugern, Käfern und Regenwürmern und brütet in Höhlen der Kopfweiden, Obstbäume oder in Niströhren. Eine davon befindet sich in der Eiche der Galloway-Weide. Manchmal sitzt der Kauz am Tag vor einer seiner Höhlen in der Sonne.

Schloss Westerholt

Schloss Westerholt und altes Dorf.

Der Weg erreicht Westerholt (S3) mit dem alten Fachwerkdorf und dem Wasserschloss. Das Schloss Westerholt (Z12) war einst eine wehrhafte Burg. Die Kölner Erzbischöfe mussten ihre Landeshoheit im Vest Recklinghausen über viele Jahrhunderte gegen die Grafen von der Mark und die Grafen von Kleve verteidigen. Die Recklinghäuser Burgmannen, wahrscheinlich einst Dienstmannen der deutschen Könige auf dem Reichshof Recklinghausen, versahen dort ihren Dienst und hatten die Burg zu verteidigen. Sie erhielten vom Kölner Erzbischof Entschädigungen für Ihre Dienste, so wohl auch das Burglehen in Westerholt, das 1193 erstmals urkundlich erwähnt wird. Es liegt an einem Waldgebiet (Holz) im Westen von Recklinghausen. Seine heutige Form im klassizistischen Stil hat das Schloss seit 1830.

Altes Dorf Westerholt Altes Dorf Westerholt

Altes Dorf Westerholt.

Schlosskapelle Westerholt

Schlosskapelle Westerholt, ehem. Pfarrkirche.

St.-Martinus-Kirche

St.-Martinus-Kirche.

Durch die rekonstruierte "Mühlenpforte", gelangt man in das alte Dorf Westerholt (Z13), auch „Freiheit“ genannt. Der Name deutet auf die Freiheit der Einwohner - mit eigenem vererbbaren Besitz. Die Freiheit war eine Siedlung im Schutze der Burg mit Markttagen und einer eigenen Verwaltung, bewohnt von Schlossbediensteten, Handwerkern - vielen Tuchmachern, Webern und Flachsbauern, die ihre Waren z. T. als Kiepenkerle im Münsterland und in den Niederlanden verkauften. Die Mühlenpforte war eines von drei Toren in der aus Wall und Graben bestehenden Stadtbefestigung, deren Verlauf noch heute an der Lage der Gärten erkennbar ist. Mehrere Brände, Besetzungen und die Pest suchten das Dorf heim. Der Name „Brandstraße“ erinnert an einen der Brände. Bei der heutigen Schlosskapelle und Grabkapelle der gräflichen Familie im Zentrum des Ortes handelt es sich um Reste der alten Pfarrkirche St. Martini, die schon 1310 erwähnt wurde. Um 1500 hatte Westerholt 300 Einwohner. Wie vielerorts im nördlichen Ruhrgebiet wuchs der Ort mit dem Abteufen der Zechen und der Industrialisierung durch Zuwanderung und Bau der Arbeiterkolonien rasant an. Als Ersatz für die zu klein gewordene Dorfkirche entstand zwischen 1901 bis 1903 die neue und wesentlich größere, neuromanische St.-Martinus-Kirche (Z14). Sie steht auf dem Grundstück der ehemaligen Ortsbefestigung. Oft ist die Eingangstür der Kirche geöffnet, sodass man einen Blick ins Innere werfen kann. Viele Kirchen des Ruhrgebietes stammen aus dieser Zeit des rasanten Bevölkerungsanstiegs. So wurde auch in Herten 1884 die alte Pfarrkirche St. Antonius aus dem 15. Jahrhundert durch einen neugotischen Neubau ersetzt. Westerholt wuchs so stark, dass es zwischen 1939 und 1975 eine selbstständige Stadt war, bis die Eingemeindung nach Herten erfolgte.

Hof Wessels

Hof Wessels.

Die Route verlässt nun Westerholt und nutzt schließlich erneut eine alte Trasse der Zechenbahn. Daran liegt der Hof Wessels (Z15) der Hertener Bürgerstiftung. Er ist Lern- und Erlebnisort für Kinder. Daneben unterstützt die Stiftung Kinder und Jugendliche darin, nach Misserfolgen einen Zugang zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu finden. Es besteht auch die Möglichkeit zur Einkehr ins Hofcafe/-restaurant.

Schachtanlage Schlägel und Eisen 3/4/7

Schachtanlage "Schlägel und Eisen 3/4/7".

Ein Abstecher entlang der Bahntrasse führt zu einer weiteren großen Hertener Zechenanlage, der Schachtanlage „Schlägel und Eisen“ 3/4/7 (Z16). Der Hauptförderschacht 4, mit dem weißen Förderturm, erreichte eine Tiefe von 1240 m. Neben den Fördergerüsten prägen zwei Grubenlüfter die Silhouette des Bergwerks. Außerhalb der Corona-Pandemie finden an jedem 1. Und 3. Sonntag im Monat um 14 Uhr Führungen statt, auf denen auch die historische Dampffördermaschine zu sehen ist (Link auf die Website der Stiftung Industriedenkmalpflege u. Geschichtskultur). In den 50er Jahren waren auf der Zeche „Schlägel und Eisen“ weit über 5000 Arbeiter beschäftigt. 1990 erfolgte die Stilllegung. Viele der Bergarbeiter stammten ursprünglich aus der Türkei. So befindet sich heute auf dem Zechengelände, neben Gewerbebetrieben, auch eine der Hertener Moscheen.

Nach dem Abstecher führt die Route auf der Zechenbahntrasse wenige hundert Meter wieder zurück zum Hof Wessels und von dort gen Norden durch die Bauernschaft in die freie Landschaft (Z17) nördlich Hertens. Gen Westen ist die dritte ehem. Tiefbauzeche Hertens, die Zeche Westerholt zu sehen. Die Schächte wurden 1907 abgeteuft und erreichten 906 m und 1232 m Tiefe. Lange war Herten mit seinen drei Tiefbauzechen, gemessen an der Fördermenge von 36.000 Tonnen Steinkohle pro Tag, die größte Bergbaustadt Europas. 2008 endete mit der Stillegung des Bergwerks Westerholt die Bergbaugeschichte Hertens. Seit Dezember 2015 ist der Steinkohlenbergbau im gesamten Ruhrgebiet Geschichte.

offene Feldflur

Offene Feldflur des Vestischen Höhenrückens bei Transvaal.

Allee in der Ried

Typische Allee in der Bauernschaft Ried.

Weiter führt der Weg durch den Telgenbusch, ein typisches von Eichen und Buchen geprägtes Bauernwäldchen. Danach geht es in die offene Feldflur (Z18) des Vestischen Höhenrückens. Aufgrund der vielerorts fruchtbaren Böden auf Mergel, teils mit Lössdecken, ist die Landschaft ackerbaulich geprägt. In einigen Bereichen sind die Böden durch Flugsandablagerungen weniger fruchtbar. Hier finden sich kleine Wäldchen und Flurbezeichnungen wie „Heide“. Der Ort des Zwischenstopps ist eine der wenigen Stellen um Herten, an denen noch die Feldlerche singt. Der Blick reicht weit bis ins Lippetal nach Norden (siehe z. B. Chemische Werke Hüls) und ins Emschertal nach Süden (s. z. B. Halde Hoheward). Weiter geht es nun durch die Bauernschaften vorbei am Therapiehof Feuler (Z19), auf dem therapeutisches Reiten angeboten wird, und durchs Loemühlbachtal (Z20). Auch hier ist wieder der Steinkauz zu Hause. Schließlich erreicht man die Bauernschaft Ried (Z21) (Z22). Sie ist bekannt durch den Spargelanbau. Vielerorts gibt es Einkehrmöglichkeiten und Hofläden (Bauer Südfeld, Gaststätte Schneider, Brunnenhof, Hof Schulte Scherlebeck, Hof Heine).

Bergarbeitersiedlung Kolonie Gertrudenau Typisches Siedlungshaus

Bergarbeitersiedlung "Kolonie Gertrudenau".

Typisches Siedlungshaus.

In der Ortschaft Scherlebeck führt die Route durch die Bergarbeitersiedlung „Kolonie Gertrudenau“ (Z23) von 1899/1900, die für Bergarbeiter der ehem. Zeche Scherlebeck errichtet wurde. Die zugewanderten Bergarbeiter stammten häufig aus ländlichen Regionen. So wurde die Siedlung ihren Bedürfnissen entsprechend entworfen. Die locker stehenden Häuser mit den Alleen vermitteln einen dörflichen Charakter. Verschiedene Haustypen wechseln sich ab. Hinter den Häusern befinden sich Stallgebäude, die die Haltung einiger Nutztiere wie Hühner und Ziegen („Bergmannskühe“) erlauben. Daran schließen sich große Nutzgärten an.

Wassertürme Herten

Die Wassertürme bei Scherlebeck.

Am Ende der Siedlung erreicht man wieder die freie Landschaft des Vestischen Höhenrückens. Der Blick fällt auf die Wassertürme (S4, Z24). Sie wurden hier 1908 und 1935 an hochgelegener Stelle (104 m ü. NN) zur Regulierung des Wasserdrucks der Trinkwasserversorgung und als Vorratsbehälter errichtet. Die Türme haben ein Fassungsvermögen von 4000 und 5000 m³ und gehören zu den größten ihrer Art in Deutschland. Diese Menge reicht aus, um den Tagesbedarf von ca. 70000 Menschen zu decken. Das Wasser stammt aus dem Wasserwerk in Haltern. Ein Turm enthielt eine Wärterwohnung, da der Wasserstand früher stets überwacht werden musste. Heute erfolgt die Steuerung automatisch von Haltern aus. Die Türme sind noch heute in Betrieb. Über Nacht füllen sie sich und leeren sich im Laufe des Tages. Die Förderleistung des Wasserwerks Haltern unterliegt so geringeren tageszeitlichen Schwankungen. Die Wassertürme stehen unter Denkmalschutz.

Wasserturm mit Wärterwohnung

Wasserturm mit Wärterwohnung.

Die Route folgt nun einem Weg entlang des Siedlungsrandes. Er wird in Scherlebeck als „Landwehr“ (Z25) bezeichnet. Bei genauem Hinsehen erkennt man, dass er deutlich über dem Niveau der Hausgärten und auch über dem Ackerniveau verläuft. Tatsächlich verläuft der Weg über eine alte Landwehr. Der Schutzwall ist Teil der historischen Stadtbefestigung von Recklinghausen und umschloss die Stadt ringförmig in einem Abstand von zwei bis drei Kilometern zur eigentlichen Stadtmauer. Auch entlang der Hauptwege zur Stadt befanden sich radial zur Ringlandwehr verlaufende Streichlandwehren. Bei den Landwehren handelte es sich um Wälle, die mit dichten Hecken, meist mit Dorngesträuch, bepflanzt waren, und zu beiden Seiten einen Graben aufwiesen. Die Landwehren waren in der Lage, Feinde vor der Stadt aufzuhalten oder Angriffe abzuschwächen. Sie gaben Bürgern die Gelegenheit, sich rechtzeitig innerhalb der Mauern zurückzuziehen. Die Streichlandwehren verhinderten, dass die Feinde die gesamte Feldflur der Stadt zerstören konnten. Die Pflege und Unterhaltung der Landwehren war Aufgabe verschiedener Recklinghäuser Gilden (Fleischer, Schuster, Bauleute,…). Zur Besetzung der Recklinghäuser Stadtbefestigung waren vom Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert hinein alle erwachsenen Bürger wehrpflichtig. Wer der Pflicht nicht nachkommen konnte, musste ein Wachgeld entrichten. Die nötige Ausbildung im Kriegshandwerk war bei den Recklinghäuser Schützengilden erlernbar. Die Ringlandwehr hatte an Kreuzungen mit wichtigen Wegen Durchlässe, die mit Schlagbäumen und Wachhäuschen versehen waren. Folgt man dem Weg entlang des Siedlungsrandes, erreicht man bald eine Straße mit dem Namen „Margenboomstraße“. Hier kreuzten wichtige Wege nach Westerholt und Polsum die Landwehr. Der Straßenname deutet auf einen der Schlagbäume hin, hier als „Markenbaum“ oder „Margenboom“ bezeichnet.

Wassertürme und Landwehr

Wassertürme und Landwehr (Weg rechts).

Die Radroute quert die Westerholter Straße. Der Höhenrücken bildet hier die Wasserscheide zwischen Lippe und Emscher. Hinter einer Straßenbrücke führt der Weg bald steil bergab. Er wird zu einem kleinen Lösshohlweg (Z26). An dessen Ende geht es scharf nach links wieder auf die Zechenbahntrasse. Ihr folgt die Route nun über einige Kilometer zurück zur Halde Hoheward – „Eisenbahnradeln“ auf der „Allee des Wandels“ (Z27).

Allee des Wandels Allee des Wandels

"Allee des Wandels".

Wer mag, kann einen Abstecher zur Milchtankstelle (Z28) bei Bauer Godde machen. Wie viele weitere Bauernschaften liegt dieser Hof an einem Quellhorizont unterhalb des Vestischen Höhenrückens mit seinen fruchtbaren Böden. Auch die Ortschaft Disteln, deren Kirchturmspitze man im Westen sieht, hat Ihren Ursprung in einer so gelegenen Bauernschaft. Und wie so oft, wurde Distelns neugotische Kirche um die Jahrhundertwende (1904) errichtet, als der Ort nach Eröffnung einer Schachtanlage erheblich wuchs. Wie gesagt, folgt die Route weiter der alten Zechenbahntrasse gen Süden. Nach Querung der Bundesbahnstrecke gelangt man in einen Waldbereich. Das Gelände fällt merklich zum Emschertal hin ab. Während sich die alten Bauernsiedlungen oft nahe des Höhenrückens befanden, lagen in Richtung der feuchten Niederungen im Süden oft von den Bauern der Orte gemeinschaftlich genutzte Weidegebiete und Bauernwälder. Ortsbezeichnungen wie „Mark“ oder „Heide“ deuten darauf hin, z. B. Hochlarmark. Im Frühjahr fallen einige Wälder entlang der Trasse durch ein Meer von Buschwindröschen auf, die belegen, dass es sich um historisch alte Waldstandorte handelt. Die Bahntrasse folgt nun einem Bachlauf, der dem Ausbau als Betonrinne leider ebenfalls nicht entging. Aktuell erfolgt hier Renaturierung des „Resser Bachs“ (Z29) durch die Emschergenossenschaft.

Halde Hoheward

Halde Hoheward.

Schließlich kreuzt die Radroute die Autobahn 2 und erreicht danach einen Knotenpunkt des NRW-Radwegenetzes. Vor sich sieht man die Halde Hoheward (S5). Zusammen mit der südlich angrenzenden Halde Hoppenbruch ist es die größte Haldenlandschaft des Ruhrgebiets. Von oben genießt man bei gutem Wetter einen einzigartigen Ausblick über weite Teile des Ruhrgebietes. Davor liegen ca. 100 Höhenmeter Anstieg, der zu Fuß oder per Rad bewältigt werden kann (vgl. Karte):

Oben angekommen (152,5 m ü. NN) reicht bei gutem Wetter der Ausblick von der Hohen Mark (Fernsehturm) und dem Chemiepark Marl im Norden, über Recklinghausen und Dortmund (Fernsehturm, Westfalenstadion) im Osten, weiter über Herne, Bochum und die Ruhrhöhen im Süden nach Essen (Skyline), Oberhausen (Gasometer), Gelsenkirchen-Schalke (Arena) oder zum Kraftwerk Scholven im Westen.

Sonnenuhr und Horizontobservatorium

Obelisk/Sonnenuhr (vorn) und Horizontobservatorium (im Hintergrund).

Dominiert wird das Haldenplateau von den Bögen des Horizontobservatoriums (Z30). Die Bögen haben einen Radius von 45 m und markieren den Himmelsmeridian (Nord-Süd-Richtung) und den Himmelsäquator. Normalerweise ist die Basisfläche begehbar und Peilmarken markieren z. B. Auf- und Untergangspunkte zu den Sonnenwenden, Mondwenden und vieles mehr, - eine Art modernes „Stonehenge“. Das Konzept stammt vom "Initiativkreis Horizontastronomie Ruhrgebiet e. V.". Leider taten sich bereits kurz nach Fertigstellung Risse an Schweißnähten auf, sodass die Anlage momentan für Besucher nicht begehbar ist. Ob und wann die Schäden behoben werden können, ist noch unklar. Auf dem Nebengipfel (140 m ü. NN) befinden sich Obelisk und Sonnenuhr (Z31). An dieser Anlage können bei Sonnenschein die wahre Ortszeit und das Datum abgelesen werden.

Horizontobservatorium am Morgen mit Kraftwerk Herne

Horizontobservatorium am Morgen mit Blick gen Osten mit Kraftwerk Herne.

Nach dem Besuch des Haldengipfels führt die Hauptrampe direkt zurück zur Zeche Ewald (gute Bremsen erforderlich!). Wer mag und es beim Aufstieg noch nicht getan hat, kann einen Abstecher zur Ewald-Empore (Z32) machen, - mit einem Ausblick auf das Bergwerk. Auf dem alten Zechengelände soll u. a. ein Kompetenzzentrum für Wasserstofftechnologie, H2Herten (Z33), aufgebaut werden. So sind dort die Unternehmen "IdaTech Fuel Cells GmbH" und "Masterflex" ansässig und man findet eine Wasserstofftankstelle.

Zeche Ewald am Abend

Zeche Ewald am Abend.

Damit endet der Rundkurs, wo er begonnen hat, an der Zeche Ewald. Im Sommer lädt z. B. der Biergarten zu einem gemütlichen Tourausklang ein.